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Interview – Snowboarder Leonardo Sitzia

Leonardo Sitzia, der K2 Team-Rider aus Bad Tölz, der mehr Tricks aus dem Ärmel schüttelt als der Weihnachtsmann Geschenke, verrät euch hier alles zu seinem Lieblingssport:

Hi Leonardo, woher kommst Du und steckst Du momentan?

  • Ich bin in München geboren, in Tölz aufgewachsen und jetzt zum Studieren wieder nach München gegangen. Da bin ich jetzt eigentlich meistens, wenn ich nicht beim Snowboarden bin.

Gefällt´s dir in der Großstadt?

  • Ja, es gefällt mir schon, aber ich muss momentan wegen des Studiums auch einfach mehr vor Ort sein. Am Anfang von Corona war das noch entspannter. Man konnte von überall aus was machen und vor allem wenn man eine Sportlerbestätigung hatte, konnte man auch einfach über die Grenze, das war easy. Ich habe online die Vorlesungen gemacht, aber jetzt geht das nicht mehr ganz so easy. Mir taugt‘s eh, München ist eine coole Stadt. Nur etwas weit weg von den Bergen.

Wohin fährst Du dann meistens zum boarden?

  • Kaltenbach ist eigentlich das Nächste, aber oft auch auf die Nordkette, Mayrhofen und auch viel im Allgäu.

Was studierst Du?

  • Ich studiere BWL.

Wie alt warst Du, als Du mit dem Snowboarden begonnen hast?

  • Als ich mit dem snowboarden angefangen hab, war ich 5 Jahre. Meine Mutter und mein Opa haben mir das am Brauneck, meinem local Berg, beigebracht. Dann bin ich schon recht häufig fahren gegangen, aber es war nicht ein so großer Teil meines Lebens. Mit 12 habe ich meinen Kumpel kennengelernt, der mich mit zum Skaten gebracht hab. Als ich meinen ersten Snowboardfilm „The Art of flight“ gesehen hab, hat´s mich richtig gepackt. Dann wollte ich nur noch snowboarden gehen. Dann ging´s los mit einem Schulwettbewerb, dann Boardercross und vom Boardercross Richtung Freestyle.

Wie ist es dann weiter gegangen?

  • Dann bin ich in den Münchener und Bayerischen Verein, wo ich auch meine Kumpels kennengelernt habe und mit denen ich dann angefangen bin mehr Freestyle zu fahren.

Du warst also viel mit Kumpels unterwegs und ihr habt Euch untereinander viel gepusht?

  • Am Anfang, bis ich 14 war, war ich noch beim Boardercross. Damals war es noch ein bisschen anders und es war noch nicht so viel Struktur dahinter. Es war schwierig herauszufinden wo man überhaupt hinkann. Da gab´s so etwas wie die Shred Kids ja noch nicht. Boardercross hat mir dann irgendwann einfach nicht mehr getaugt, weil es immer „so gegeneinander ist“. Wenn jemand stürzt, bleibt niemand stehen und schaut wie´s einem geht. Es war stressig gewesen. Über den Bayerischen Verband hab ich meine Kumpels kennengelernt, mit dem ich dann immer bei den Trainings war. Dann haben wir uns auch immer gegenseitig gepusht. Irgendwann ging es dann weg von diesem Contest Gedanken. Uns ist aufgefallen, dass uns das Contestfahren gar keinen Spaß bringt, sondern nur das Training gemeinsam mit den Kumpels. Und eben filmen, schneiden und alles, was dazugehört. Das ist dann zu einer Leidenschaft geworden.

Fährst Du jetzt gar keine Contests mehr?

  • Ich fahr manchmal bei ein paar Rail Jams mit, aber sonst bin ich gar nicht mehr im Contest Business. Mit dem filmen verbinde ich einfach mehr mit dem, was ich früher in Videos gesehen habe. Wettbewerbe heutzutage finde ich eher befremdent. Es ist einfach nicht das, was es damals war, und das ist auch gut, aber es ist einfach nicht das, was mir beim snowboarden gefällt.

Deine Eltern haben dich bei allem immer unterstützt?

  • Ja, bei gewissen Sachen natürlich schon. Als ich klein war, hatte ich nichts anderes außer Snowboarden im Kopf, dann ist es manchmal natürlich schwierig. Auch mein Opa hat mich viel unterstützt und oft irgendwo 2 Stunden zum Snowboarden gebracht. Wenn man so klein ist, sieht man das oft gar nicht so wild an. Wenn man dann mal älter wird, merkt man dann schon, dass einiges dazugehört das alles so mitzumachen. Auch das Kind, wenn es relativ jung ist, einfach irgendwo im Ausland schlafen zu lassen. Ich weiß nicht, ob das so selbstverständlich ist. Also ja: Sie haben mich schon immer unterstützt, aber es ist für Eltern auch gar nicht immer so easy.

Du warst beim Kids Snowboard Festival in Nesselwang mit dabei. Wie hat dir das Event gefallen?

  • Das ist ein mega cooles Event und ich find es total gut, dass es so etwas für die Kids gibt und ihr das alles organisiert. Die Familien nehmen ja teilweise eine echt lange Anfahrt dafür in Kauf, nur um dabei zu sein. Das hätte ich früher auf jeden Fall auch gemacht!

Ihr wisst das also selber immer erst kurz vorher?

  • Man erfährt vielleicht mal im Herbst, wenn der Teammanager oder der Chef festlegen was gemacht wird. Und dann im Winter kommt dann meisten 10 Tage oder eine Woche vorher ´ne Nachricht „Hey, fahr da hin. Da ist grad super Schnee!“ Die sind da super spontan, was super cool ist.

Welches Land ist dein Lieblingsland zum snowboarden?

  • Meine coolste Erfahrung war, als ich letztes Jahr in Schweden auf einer Exkursion war. Ziemlich weit oben in Schweden, wo auch Finnland angegrenzt, oberhalb vom Polarkreis. Dort war zwar nicht der riesigste Berg oder das krasseste Terrain zum filmen, aber einfach die Reise dorthin – irgendwo im nirgendwo, wo der nächste Supermarkt 1,5 Stunden weit weg ist und es außer ein paar Hütten und Rentieren nichts gibt- zu haben, das war mega cool und hat sich angefühlt wie ein Abenteuer.

Habt ihr mit K2 noch ein Filmprojekt geplant?

  • Dieses Jahr ist für mich mehr oder weniger eine Pause. Wenn ich nicht für K2 Filmprojekte mache, sondern ich mit unserer Crew eigene Projekte mache, ist da sehr viel Aufwand dahinter. Man sitzt den ganzen Sommer dran zum schneiden und es müssen alle Premieren geplant werden. Dann ist es manchmal so weit, dass man manchmal den Spaß bei der Sache verliert und erst bei den Premieren, wenn man das Endprodukt sieht, wieder weiß warum man das macht. Für K2 sind es meistens kleinere Shootings, wo Produkte fotografiert werden. Was mega cool ist, sind die Teamshootings, weil dann Leute von überall zusammenkommen. Die letztens Jahre war es immer in Innsbruck auf der Nordkette und da hat man zusammen eine Gaudi und geht zusammen snowboarden. Es geht um nichts und man hat einfach nur Spaß und bondet gemeinsam.

Wo ist dein Lieblingspark?

  • Mein Lieblingspark war früher bis ich 18 war eigentlich immer Ehrwald. Da war immer Training und es war eigentlich immer Slushy. Damals gab´s noch eine 3er Jumpline und den Park könnte ich eigentlich jeden Tag fahren. Und sonst Nesselwang: Das ist sehr cool zum Rail fahren.

Dort gibt es eine coole Community oder?

  • Das ist tatsächlich im Allgäu noch etwas besser, als in München. In München hab ich das Gefühl, dass es da fast keinen Snowboarder mehr gibt und das ist im Allgäu mega wie viele Leute es da gibt, die motiviert sind. Auch die Infrastruktur und die Parks: Das ist Super!

In Nesselwang gibt´s ja auch die Nightshreds?!

  • Ja, genau, das ist Mega! Wenn man in Kempten studiert, dann packt man nachmittags oder abends einfach die Snowboards ein und fährt schnell nach Nesselwang.

Bist du auch mit dem Splitboard unterwegs?

  • Ich find´s cool, mache es aber eher weniger, weil man ja jumpen geht, weil‘s das ist, was mir am meisten Spaß bringt. Da ist ein Splitboard natürlich etwas schwieriger, es fühlt sich nicht so stabil an, wie das normale Brett. Ich habe gute Schneeschuhe, damit kann ich mir dann auch einen Jump lupfen oder wenn ich was Cooles finde, dann platt treten und danach entspannt wieder abfahren.

Was ist dein Ziel für die nächste Saison?

  • Nächste Saison schreibe ich meine Bachelorarbeit und da habe ich vor sehr sehr viel Snowboarden zu gehen. Wer weiß wie lange das so geht und ich die Zeit auf jeden Fall nochmal nutzen will, um ein cooles Filmprojekt zu machen. Zeit nehmen sich richtig reinzuhängen, nicht nur ins Snowboarden, sondern auch das ganze Drumherum. Mit den Kumpels gemeinsam einfach eine coole Zeit haben. Ich hoffe, dass der Schnee auch mitmacht.

Habt Ihr bei solchen Projekten dann genügend Sponsoren, dass der gesamte Trip finanziert werden kann?

  • Zum Großteil ja, aber du wirst nicht so bezahlt, für das, was Du machst, aber das ist auch OK, da es total viel Spaß bringt und es eine Art Selbstverwirklichung ist. Manchmal fühlt es sich so an, wie ein verrückter Künstler, der sich manchmal auch etwas zu sehr ins Detail hängt. Die Sponsoren sind auf jeden Fall eine große Hilfe, ohne die Sponsoren würde das nicht gehen. Alles wird jedes Jahr teurer und allein schon die Saisonkarte kostet inzwischen so viel. Da hängt schon viel dran!

Möchtest Du der Future Snowboard Generation etwas mitteilen?

  • Den Kids möchte ich mitteilen, dass sie Snowboarden nicht so ernst nehmen sollen und sie es einfach nur genießen sollen. Und vor allem, dass sie den Spaß mit ihren Freunden genießen sollen, weil das etwas ist, was einem immer bleiben kann- egal wie lange oder wie viel man Snowboard fährt. Wenn ich zurückblicke, das wichtigste vom Snowboarden ist gewesen coole Freunde zu treffen, die man dann ein Leben lang hat. Und eben das Ganze nicht so ernst zu nehmen, locker bleiben und Spaß haben. Man sieht‘s auch, wenn Leute Spaß haben!